Warten, warten, warten

Wilma liegt im Dreck und wartet

Die letzten Wochen kommen mir vor wie ein Blinzeln. Zwar war ich wieder öfter bei Ärzten, aber passiert ist irgendwie doch wieder nichts. Eigentlich warte ich nur. Warten auf Fortschritte in den Gerichtsverfahren, bei der Behandlung meiner Behinderung, bei Verwaltungsakten. Es nervt.

Rentenversicherung

Klage eingereicht am 30.06.21. Befundberichte alle vorliegend am 20.07.22. Am 11.10.22 habe ich von der DRV ein „Angebot“ erhalten, wonach ich eine „orthopädisch-internistisch-psychosomatische“ Rehabilitation machen solle. Ausgewählt wurde dann eine Klinik, welche den eigenen Schwerpunkt auf “ Gastroenterologie, Diabetes und Psychosomatik“ legt. Das hat leider wenig bis gar nichts mit Orthopädie – und noch viel wichtiger – Neurologie zu tun. Denn ich habe hauptsächlich eine neurologische und zusätzlich orthopädische Erkrankung. Ich habe natürlich sofort eine Klinik meiner Wahl – welche auf Syringomyelie spezialisiert ist – vorgeschlagen. Ende November erhielt ich dann von genau dieser Klinik einen Anruf. Man wollte sich nach dem Pflegebedarf erkundigen. Vor ein paar Tagen kam dann die Mitteilung, dass die DRV zwar Kontakt mit der Klinik hatte, nun aber prüfe, ob deine andere Einrichtung in Frage kommen würde. Heißt also: Die Klinik ist zu teuer, wir brauchen eine günstigere Lösung. An der Qualifikation kann es nämlich definitiv nicht liegen. Und das Gericht? Leitet nur die Schreiben weiter, aber hat anscheinend keine Lust irgendwas zu entscheiden oder zu ermitteln. 

Berufsunfähigkeitsversicherung

Klage eingereicht am 28.06.22. Diverse Fristverlängerung vom gegnerischen Anwalt wurden natürlich stattgegeben. Am 21.11.22 gabs dann doch mal ne Klageerwiderung. Passiert ist seitdem natürlich auch wieder nix. Es scheint meist so, dass es niemanden interessiert, wenn Verfahren lange dauern. Und ich muss ehrlich zugeben: Die ständige Hängepartie nagt an meinen Nerven.

Schwerbehinderung

Antrag auf Neufeststellung am 07.02.23 angereicht. Die dürfen tatsächlich noch etwas Zeit haben, um ordentlich einen Befund zu erheben und das Ganze zu Begutachten. Ich rechne aber erst in 6-9 Monaten mit einer Antwort. Ob ich am Ende dann endlich mal eine Gehbehinderung in meinem Ausweis habe? Mal abwarten. Grundsätzlich wird mir aber jede Erhöhung des GdB und jedes Merkzeichen bei den Klageverfahren helfen. Schließlich erstellt auch die zuständige Stelle ein Gutachten über meinen Gesundheitszustand – auch wenn dieses nur nach Aktenlage erfolgt. 

Rollstuhl

Am 24.11.22 wurden die Antriebsräder meines Duodrives abgeholt. Leider ist ein Rad immer ausgefallen und ich konnte damit einfach nicht mehr fahren. Das Sanitätshaus hat die Räder an die Herstellerfirma eingeschickt. Mehrfaches Nachfragen hat rein gar nichts gebracht bzgl. eines Liefertermins. Gestern habe ich dann mit „rechtlichen“ Konsequenzen „gedroht“. Plötzlich bekomme ich einen garantierten Liefertermin. Dauert zwar noch 3 Wochen, aber immerhin. 

Uniklinikum Münster

Die Spastik wurde am 27.02.23 nochmal von der Neurologie untersucht. Die Ärztin ist der Meinung, dass die Syringomyelie ursächlich dafür ist und man das – genauso wie meine Schmerzen – nur schwer bis gar nicht behandeln kann. Ich kriege nun Baclofen gegen die Spastik und muss einfach damit leben. Trotzdem wollte die Ärztin noch einmal mit der Chirurgie reden. Hier warte ich auf Rückmeldung, passiert ist auch da natürlich noch nichts. 

Fazit

Ich muss in jedem Bereich, der mit meiner Erkrankung zu tun hat, warten. Es ist auch nicht verwunderlich, wenn man durch lange Verfahrtensdauern und der finanziellen Unsicherheit irgendwann Depressionen entwickelt. Unser System scheint darauf ausgelegt zu sein, dass man erst Hilfe oder Leistungen bekommt, wenn gar nichts mehr geht. Leider trägt genau dieses System aber dazu bei, dass es erst so schlimm wird. Würden Verfahren schneller ablaufen, könnten insbesondere psychische Erkrankungen oder finanzielle Notlagen, welche am Ende unser Sozialsystem belasten, vermieden werden. Aber hey, was weiß ich schon. Ich bin schließlich gar nicht krank. Am Ende bleibt mir nur eins: Wie Wilma den „Dreck“ ignorieren und einfach warten. 

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