Aufwachen, kämpfen, schlafen. Repeat.
Die letzten Wochen haben sich irgendwie immer gleich angefühlt. Täglich die gleichen Abläufe. Vielleicht mal im Tagesverlauf unterschiedlich, aber irgendwie ist einfach eine Routine eingekehrt, die mich stört. Ich habe täglich mit meinen Schmerzen zu kämpfen. Ich probiere es mit Physio- und Ergotherapie, ich versuche mich so viel zu bewegen wie ich kann – aber es wird nicht besser. Mir ist klar, dass ich damit aber zumindest eine Art Status Quo beibehalte oder zumindest die Verschlechterung verlangsame – Das ist nur leider kein großer Trost. Ich beschäftige mich nur noch mit Therapien, versuche beim Bewegen noch nützliche Dinge zu schaffen wie z.B. mal ein Zimmer zu saugen oder die Spülmaschine auszuräumen. Oder ich gehe grandiose 20 Minuten für 500 Meter mit dem Hund spazieren – an guten Tagen. Zwischen den Therapien und nützlichen Tätigkeiten liege ich flach. Ich liege im Bett oder auf dem Sofa, ich schlafe ein und erhole mich. Wenn ich aufwache, geht das Spiel von vorne los. Mehrmals am Tag, immer wieder ein Kampf gegen den eigenen Körper, den ich nie gewinnen werde.
Einsamkeit
Jeder hat irgendwann mal dieses Gefühl, dass er alleine ist. Man ist verloren in seinen Gedanken und Problemen und denkt, dass einen niemand versteht. Solche Phasen gehen aber immer irgendwann vorbei. Es ist jedoch etwas anderes, wenn man auch physisch alleine ist. Ich verbringe die meiste Zeit des Tages mit mir selbst und meinen Gedanken. Ich habe zwar Wilma hier bei mir – aber die hat es nicht so mit menschlicher Kommunikation. Es ist schwierig, wenn Freunde und Familie arbeiten, ihren Rhythmus im Leben haben und man selbst einfach Zuhause gefangen ist. Natürlich könnte ich auch rausgehen und mit dem Rolli durch die Gegend fahren. Aber auch dabei wäre ich alleine – denn die (Arbeits-)Welt dreht sich anders als meine.
Allein sein verändert einen
Wenn andere Menschen von der Arbeit kommen, möchten Sie etwas Zeit für sich haben. Keine Gespräche, keine Arbeit, sondern einfach ein bisschen was lesen oder „Daddeln“. Das verstehe ich, so ging es mir früher auch. Aber wenn ich endlich auf andere Menschen treffe, möchte ich mit diesen Menschen reden. Ich möchte auf Aussagen reagieren, selbst etwas erzählen, auch wenn es meist nur aus meinem vergangenem Leben ist. Ich kann nichts Neues erzählen, weil es nichts gibt. Es passiert nichts, jeder Tag ist gleich. Ich möchte auch nicht über meine Krankheit reden, darüber, wie es mir geht – denn das ändert sich nicht mehr zum Positiven. Natürlich gibt es Arzttermine, neue Ansätze in der Behandlung oder auch Verschlechterungen in meinem Gesundheitszustand. Aber ich will in den seltenen Augenblicken nicht von meiner Krankheit reden, die andere Menschen nur bedrückt und verlegen macht.
Erlebnisse von anderen machen Einsam
Wenn ich anderen Menschen zuhöre, wenn sie von ihren Erlebnissen sprechen, werde ich oft noch ein Stück einsamer. Ich kann kein Konzert mehr besuchen und ausgelassen in der ersten Reihe feiern. Ich kann nicht mehr die ganze Nacht durchfeiern und erst im Morgengrauen nach Hause kommen. Ich kann keinen Team-Sport machen oder mal eben ans Meer fahren und spät in der Nacht wieder zurück. Das macht traurig, auch wenn die Anderen das alles sehr gut verstehen können. Aber sie müssen es eben nicht erleben. Letztendlich bin ich bei dieser Tatsache auch in meinem Umfeld allein, denn nur ich lebe in meinem Körper und mit meinen ganz speziellen Umständen.
Einsam sein bedeutet nicht allein sein
Aber nur, weil ich mich oft einsam fühle, bin ich trotzdem nicht allein. Ich habe mein soziales Umfeld, habe Hilfe an jeder Ecke. Ich habe Freunde, ich habe Familie und eine wunderbare Beziehung, diem ich in jeder Trauerphase auffängt. Ich gehe diesen Weg niemals ganz allein, denn mir reicht jeder die Hand, so gut er es eben kann. Man kann nicht alle Dinge lösen. Man lernt mit seinen Einschränkungen und Gegebenheiten umzugehen oder sie so zu verändern, wie es eben irgendwie möglich ist. Man sucht nach Lösungen. Und auch dabei ist man nicht allein. Aber man lernt selten von jetzt auf gleich, man kann Dinge nicht von heute auf morgen verändern. Und so ist es eben manchmal Phasenweise so, wie wenn man ein neues Lieblingslied in Dauerschleife hört. Eine Momentaufnahme. Ein Ausschnitt auf einem langen Weg. Eine Zeit lang eben ein Leben auf Repeat.