Liebe Deutsche Rentenversicherung,
vielen Dank für die Zusendung des Widerspruchsbescheids und der damit verbundenen Wertschätzung meiner Erkrankung in jungen Jahren. Selbstverständlich möchte ich mich durch eine Erwerbsminderungsrente lediglich bereichern und dem Staat das Geld aus der Tasche leiern. Es ist auch absolut nicht davon auszugehen, dass ich in meinem bisherigen, ungekündigen Job als Ingenieur ungefähr das Vierfache der Rente verdienen würde. Sämtliche Statistiken rund um den Verdienst von Akademikern sind selbstverständlich gefaked oder manipuliert. Mir ist auch bewusst, dass es unheimlich dreist von mir ist, mit meinen 33 Jahren einen auf Erwerbsunfähig machen zu wollen. Krank werden schließlich nur alte Leute, nicht so junge Hüpfer.
Ich bin wirklich dankbar, dass Sie den Widerspruch fundiert begründen und keine hohlen Floskeln verwenden. Selbstverständlich ist die Meinung des von Ihnen selbst beauftragten Gutachters völliger Mumpitz und braucht nicht weiter beachtet werden. Wie kann der Mann sich auch erdreisten, eine Erwerbsunfähigkeit festzustellen! Aber zum Glück habe ich ja die Schmerzmittel „eigenständig“ – naja, oder eben in Absprache mit meinen Ärzten, so genau nehmen wir das mal nicht – abgesetzt. Das reicht aus, um eine Diskrepanz zwischen Gutachten und Arztbericht meiner Hausärztin festzustellen. Dass die Schmerzmittel mehr Nebenwirkungen haben als Nutzen oder dass ich noch vorhabe, den Rest meines Lebens ohne Leber- oder Nierenschaden sowie Suchtverhalten verbringen zu wollen, spielt selbstverständlich absolut gar keine Rolle. Ich hätte diese Begründung an Ihrer Stelle auch einfach ignoriert.
Ich bin Ihnen überaus dankbar, dass Sie abschließend so umfangreich beurteilen, welche Tätigkeiten ich mit meinen Leiden noch ausführen könne. Arbeiten unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes kann ich selbstverständlich in wechselnder Körperhaltung ausführen. Ich werde mich selbstverständlich im horizontalen Gewerbe verselbstständigen, da mir das Liegen ja am meisten Entlastung bringt und ich so einen Arbeitstag von mehr als 6 Stunden (oder vielleicht auch 12? Ich bin schließlich Geldgeil) problemlos bewältigen kann.
Da ich wirklich absolut kein Bock auf Arbeiten habe, werde ich es nun als nächstes mit Hartz4 versuchen. Ein wundervolles Produkt. Und so ertragsreich! Fast so gut wie die Rente. Eine Klage gegenüber Ihrem Saftladen werde ich selbstverständlich nicht anstreben, schließlich würde Ihnen das nur noch mehr Arbeit machen. Aber vielleicht auch doch. Schließlich sind Ihre Saftschubsen überaus effizient in der Bearbeitung von Anträgen, sodass ich damit rechnen kann, dass alle notwendigen Unterlagen bestimmt bis zu meinem 111. Geburtstag dem Gericht vorliegen werden. Hurra!
Liebe Grüße,
Flip
PS: Selbstverständlich ist nichts hiervon ernst gemeint, falls wirklich irgendjemand denken sollte, dass die DRV eine hervorragende Versicherung ist. Ironie und Sarkasmus ist aber auch wirklich nicht jedermanns Stärke. Wobei die DRV das schon auf sehr hohem Niveau betreibt.