Der Weg zu meiner Diagnose – Teil 2

Ich war bisher noch nie in einem Universitätsklinikum. Ich wählte Münster, da ich einerseits in meinem Bekanntenkreis bisher nur Gutes darüber gehört habe, aber auch weil es wegen der Entfernung am meisten Sinn machte. Schließlich konnte ich zu dem Zeitpunkt nur wenige Meter gehen.

Die Ärzte in Münster nahmen sich viel Zeit für mich. Man wurde per Handschlag begrüßt und in das Behandlungszimmer gebracht. Die typischen neurologischen Untersuchungen bzgl. Kraft, Gleichgewichtssinn, Gefühlssinne usw. musste ich während meiner vielen Termine dort immer wieder über mich ergehen lassen. Irgendwann kennt man sämtliche Untersuchungen und wundert sich eigentlich nur noch darüber, dass keiner der Ärzte das komplette Spektrum durchgezogen hat, sondern dass jeder Arzt nur eine kleinere Auswahl aller „manuellen“ Untersuchungen durchführt. Für mich war das erstmal nicht weiter schlimm, da ich überwiegend massive Schmerzen im LWS-Bereich hatte.

Die behandelnden Ärzte in Münster meinten genau wie alle Ärzte zuvor, dass die Schmerzen nicht zu den Bildern passen. Münster entschied daher, dass weitere Untersuchungen gemacht werden sollten: Eine Liquorflussmessung im MRT sowie eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Interessanterweise ist so ein modernes und großes Krankenhaus, was vollautomatische Verteilsysteme für Wäsche, Medikamente etc. im Gebäude hat, erstaunlich zurückgeblieben, was die Terminorganisation anbelangt. Anstatt einen Termin direkt vor Ort zu vereinbaren, musste ein zentrales Patientenmanagement das organisieren. Und wie machen die das? Richtig, per Post. Es vergingen 2 volle Wochen, bis ich den Termin zugeschickt bekommen hatte. Weitere 4 Wochen später wurden die Untersuchungen durchgeführt. 4 weitere Wochen später konnten erst die Ergebnisse besprochen werden.

In der Zwischenzeit holte ich mir mit meinem Bildern eine Zweitmeinung in Quakenbrück ein. Dabei muss man wissen, dass Mediziner oft ziemlich arrogant sind und grundsätzlich keine Berichte anderer Krankenhäuser lesen. Insbesondere Chirurgen trauen nur ihrem eigenen Urteil und würden niemals freiwillig in dem Krankenhaus anrufen, bei dem es schon Behandlungen gab, um sich mal mit denen abzusprechen. Warum auch, könnte ja nur allen helfen.
Prof. Klekamp ist ein Vertreter der ruhigen Art, guckte sich ähnlich wie mein Arzt in Bielefeld die Bilder intensiv an. Laut ihm wären jedoch meine „Ausfallerscheinungen“ und meine Schmerzen noch nicht schlimm genug, als dass man diese Dekompressionsoperation machen würde. Ich dachte, dass ich nicht richtig hören würde. Ich hatte höllische Schmerzen, konnte trotz Tillidin und Pregabalin nicht eine Sekunde am Tag Schmerzfrei sitzen, ich ging unsicher, hatte Kopfschmerzen, Schwindel… Und meine Beschwerden wären noch nicht groß genug? Seine Empfehlung war, dass man „nach dem internationalen Vorgehen“ warten würde. Worauf soll ich denn warten? Dass ich sabbernd in einem Rollstuhl sitze und gar nichts mehr kann? Seine Empfehlung für die Rückenschmerzen wären Physiotherapie sowie eventuell eine Versteifung. Herzlichen Dank auch für Nichts.

Alles in allem war auch Münster ziemlich ratlos, woher meine Schmerzen kamen. Allerdings boten diese mir an die knöchernde Dekompression des Kleinhirns durchzuführen, wodurch zumindest ein Teil der Beschwerden (z.B. Schwindel und Kopfschmerz) verschwinden sollte. Auch die Syrinx sollte – so war die Hoffnung – dadurch kleiner werden bzw. verschwinden. Ich verstand natürlich, dass es wenig Hoffnung gab, dass die Schmerzen sofort verschwinden würden. Aber ich war dankbar dafür, dass endlich etwas gemacht wurde und ich nach 5 Monaten Warten endlich wieder ein bisschen Hoffnung hatte, dass ich diese Schmerzen loswerden könnte.

Wie es in Münster so üblich war, erhielt ich dann wieder per Post (ja, ernsthaft…) einen Termin, an dem die Voruntersuchungen durchgeführt werden sollten und ich stationär aufgenommen wurde. Ich verbrachte über 6 Stunden damit, in Wartezimmern zu hocken, für Blutuntersuchungen, Aufklärungsgespräche und das „einchecken“ auf der entsprechenden Station. Am Abend bekam ich dann noch einmal etwas zu Essen, bevor ich am nächsten Morgen um 8 in den OP kommen sollte.

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