Meine ambulante Knie-Operation war am 19.01.2021. Ich hab soweit alles gut überstanden und hatte auch keine Probleme mit der Narkose. Trotzdem sind einige Dinge passiert, die meiner Erfahrung nach nicht als „normal“ gelten dürfen.
Die Vorbereitung auf die OP
Meine Freundin hat mich zu 12:30 zum Krankenhaus gebracht. Natürlich durfte sie wegen der Corona-Situation nicht mit rein. Ich selbst wurde bereits einen Tag vorher auf das Virus getestet. Ich meldete mich auf der Station bei der zuständigen Schwester. Die war sehr nett, ich kannte sie auch schon v on meinen vorherigen Operationen (Sie mich aber natürlich nicht mehr). Sie erfasste nochmal meine Daten (insbesondere die meiner Abholperson) und zeigte mir dann mein Bett. Mir war vorher schon klar, dass es ein Dreibettzimmer ist, wie eben bei den vorherigen Operationen auch. Neu war allerdings, dass das Zimmer noch kleiner als bisher war, sodass sogar die Tür entfernt wurde. Man „lag“ also quasi direkt auf dem Flur, wo ständig die Schwestern auf und ab rannten. Man konnte sogar noch von Glück reden, dass es während der Corona-Epidemie war, sonst würden dort auch noch jede Menge Angehörige lang laufen.
Ich zog mich dann um (Die Unterhose durfte ich anbehalten, Yippie!) und legte mich auf das Bett. Ich hatte von den Schwestern gehört, dass es eigentlich nicht lange dauern sollte, bis ich runter in den OP muss. Naja… „nicht lange“ war dann 2 1/2 Stunden später. Mein Magen hing mir in den Kniekehlen und ich hätte wirklich gerne einen Liter Wasser getrunken. Da ich aber nüchtern sein musste, hatte ich die letzte Mahlzeit am Tag vorher gegen 18 Uhr.
Die Einfahrt in den OP
Es hatte schon etwas von Situationskomik. Die Schwestern, die mich runter gefahren haben, wollten mir gut zureden, während wir auf den Fahrstuhl gewartet haben. Ich hab den Spieß aber mal umgedreht und mich erkundigt, ob man immer noch selbst auf das OP-Bett laufen muss oder ob es mittlerweile – wie in vielen anderen Krankenhäusern – eine richtige Schleuse gibt. Die waren etwas perplex, dass ich das so genau wusste. Ich erzählte dann von der automatischen Schleuse im UKM in Münster, bei dem sich ein Brett unter einen schiebt und man so kontaktlos auf das OP-Bett gezogen wird. Natürlich war es in diesem kleinen Krankenhaus in Herford immer noch so wie früher, was mich auch etwas zum schmunzeln brachte.
Als der Anästhesist dann neben mir saß und mich auch beruhigen wollte (mal ehrlich, lest ihr eure Unterlagen aus den Vorgesprächen vorher nicht?) erzählte ich ihm dann lieber, dass er sich Mühe mit dem Zugang geben muss und der Rekord bei 27 Versuchen (Rostock, vielen Dank dafür) liegt. Da musste er selber lachen und es erstmal seinen Kollegen und Kolleginnen im Saal wiederholen, die natürlich nicht aufgepasst haben.
der erste Stich fühlte sich erst „normal“ an, fing aber nach einer kurzen Zeit an leicht zu brennen (lokal). Als er dann das Narkosemittel spritzen wollte, merkte ich allerdings gar nix davon, was ihn ziemlich überraschte. Stich Nr. 2 saß auch nicht richtig, der Dritte passte dann aber.
Aufwachen
Ich wachte in meinem Bett auf und war auch schon direkt wieder auf der Station. Ich kam gut klar, erhielt auch schnell mein Milchbrötchen und einen Kaffee. Weil ich vorher schon so lange dort warten musste, rief meine Freundin zwischenzeitlich an und erkundigte sich nach mir. Die Schwester kam dann mit dem Telefon zu mir und fragte mich nur, ob ich schon abgeholt werden will. Natürlich wollte ich das. Je schneller ich da raus wäre, desto besser für mich. Ich war über den Anruf meiner Freundin im Endeffekt also ziemlich dankbar. Da ich ziemlich starke Schmerzen hatte, erhielt ich noch einen Schmerzcocktail a la Morphium und wurde dann mit dem Rollstuhl nach draußen gefahren, wo meine Freundin schon auf mich wartete.
Auf Krücken gehen
Ich hatte vorher große Sorgen, ob ich überhaupt auf Krücken gehen kann. Jetzt hatte der Anästhesist es geschafft, meine Lage noch deutlich zu verschlechtern. Indem er das Narkosemittel völlig neben der Vene her gespritzt hatte, befand sich in meinem Arm eine Art Bluterguss, der die schmerzfreie Streckung des Armes verhinderte. Und diese Schmerzen beim Strecken waren deutlich schlimmer als die Knie- oder Rückenschmerzen zu diesem Zeitpunkt. Ich musste mich jedes Mal überwinden, die Schmerzen in Kauf zu nehmen, nur um ein paar Schritte mit den Krücken gehen zu können. Ich durfte bzw. konnte in den ersten 5 Tagen nur mit halbem Körpergewicht belasten. Es war aber wichtig sowohl für meinen Kreislauf als auch die Muskulatur, dass ich in regelmäßigen Abständen einige Schritte gehe. Zum Glück gingen die Schmerzen im Arm nach 4 Tagen wieder weg und es wurde einfacher.
Das Knie
In meinem Knie wurde ein Osteophyt entfernt und leider auch gleichzeitig weitere Teile vom vorderen Drittel des Innenmeniskus sowie die „subtotale“ Resektion der Pars intermedia, dem mittleren Teil des Innenmeniskus. Für eine genauere Beschreibung vom Meniskus und einer solchen OP empfehle ich euch diesen Link. Leider ist durch den fehlenden Meniskus (welcher vor der OP schon nur noch teilweise vorhanden war) ein wichtiger Puffer in meinem Knie futsch, was leider zu Arthrose (glücklicherweise noch nicht im Endstadium) sowie Knorpelschäden (Grad III) geführt hat. Ich habe allerdings die Hoffnung, dass ich nun noch ein paar Jahre schmerzfrei gehen kann, auch wenn ich mich vermutlich noch vor meinem 50. Lebensjahr mit einem künstlichen Kniegelenk beschäftigen muss. Das Problem dabei ist leider, dass so ein Kniegelenk wohl nur um die 15 Jahre hält und lediglich einmal erneuert werden kann. Ich hoffe also, dass die Forschung in diesem Bereich weiter Fortschritte macht, damit ich zumindest meine Beine noch ein wenig länger gebrauchen kann.
Die Heilungsphase
Einen Tag nach der OP musste ich zur Nachuntersuchung in die Praxis. Leider war mein Operateur nicht da sondern nur sein Mitarbeiter. Er guckte kurz auf das Knie, hielt den OP-Bericht in der Hand und meinte, mein Knie würde sehr gut aussehen, Knorpel und sonstige Bänder hätten nichts. Ich hätte fast laut losgelacht, da die Aussagen bei der letzten Operation noch völlig gegenteilig waren. Ich wollte mich aber mit dem Mann nicht anlegen, er konnte da ja im Prinzip nichts für. Ich wusste auch, dass es einfach keinem Sinn macht, ihm zu widersprechen, weil sich an meinem Gesundheitszustand nichts ändern würde. Als er jedoch meinte, dass ich keine Physiotherapie bzw. Krankengymnastik benötige, wurde ich innerlich ziemlich wütend. Er lies sich aber auch nicht davon überzeugen und meinte, dass ich nach 1-2 Wochen schon wieder ganz normal gehen könnte.
Ich bin jetzt am 11. Tag nach der OP. Mein Knie lässt sich durch eine massive Schwellung, wie ich sie vorher noch nicht erlebt habe, nur wenig beugen. Meine Physiotherapeutin, bei der ich wegen meines Rückens in Langzeitbehandlung bin, konnte auch nicht fassen, dass eine Behandlung nicht nötig sei. Meine Hausärztin will leider auch noch etwas abwarten, da sie es schon mehrfach beobachtet hat, dass eine Schwellung unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der OP einfach Monate anhalten kann. Ich muss das so akzeptieren und rechne damit, dass mein Heilungsprozess wohl doch mehrere Wochen anhalten wird.