Mein zweiter Kreuzbandriss und das Treffen mit dem Chefarzt
Als ich meinen zweiten vorderen Kreuzbandriss im Jahr 2007 hatte, wurde ich vom damaligen leitenden Oberarzt Dr. Berkel im Sankt Elisabeth Hospital operiert. Die Vorgespräche zur OP wurden von Dr. Büttner durchgeführt, welcher mir bis zum OP-Tag nicht genau sagen konnte, welche Sehne genommen werden würde. Er vermutete aber, dass sie aus dem selben Bein genommen werden würde, in dem das Kreuzband auch gerissen war. Am OP-Tag kam dann noch kurz Dr. Berkel zu mir ins Zimmer, um das Bein zu markieren und kurz über sein Vorgehen zu sprechen. Er erzählte dann auf einmal, dass er nun doch die Sehne aus dem anderen, noch gesunden Bein, entnehmen wolle. Als ich sagte, dass das aber anders vorbesprochen war, entgegnete er mir nur „Ich bin der Operateur und ich mache das so“. Ich war 20, hatte keine Ahnung von Gesprächen mit Oberärzten und dachte dann nur, dass der Mann schon weiß, was er da tut. Im Nachhinein sind solche Aussagen von einem leitenden Oberarzt stümperhaft und gehören eigentlich rechtlich verfolgt.
Die OP verlief soweit gut, 15 Wochen bin ich damit nicht arbeiten gewesen. Als ich wieder anfing, hatte ich aber immer noch Schmerzen. Dr. Berkel habe ich seit dem Tag vor der OP nie wieder gesehen und Dr. Büttner sagte mir, dass man einfach das Bein belasten muss und die Schmerzen sich nach einer Zeit erledigen. Leider war das nicht der Fall, die Schmerzen nahmen stattdessen sogar noch zu. Nachdem Dr. Büttner nicht weiter kam, sah ich Dr. Berkel zusammen mit dem damaligen Chefarzt wieder. Leider kenne ich den Namen des Herren nicht mehr, sein Gesicht ist jedoch auf der Homepage des Krankenhauses nicht mehr zu finden. Zum Glück. Der Herr meinte damals nämlich stumpf zu mir, dass ich mir doch einfach einen anderen Beruf suchen solle, wenn meine Schmerzen nicht besser werden und ich nicht mehr als Elektriker arbeiten könne. Ich war in diesem Gespräch viel zu perplex und leider noch zu schüchtern und zurückhaltend. Heute würde ich den Typen in der Luft zerreißen für so eine Aussage. Anstatt nochmal ein MRT zu machen, weiter nach einer Ursache zu suchen oder vielleicht einfach mal die Beine richtig zu vermessen, wurde mein Fall ad acta gelegt.
Nach einem weiteren enttäuschendem Besuch bei einem anderen Gütersloher Arzt bin ich durch meinen damaligen Hausarzt an Dr. Jungmann in Herford geraten. Dieser konnte in einer Kniespiegelung feststellen, dass sich am Bohrkanal Verwachsungen gebildet hatten, die die Bewegung des Kreuzbandes einschränkten. Trotzdem hat mich dieses Erlebnis für alle weiteren Krankenhausaufenthalte geprägt.
Der letzte Eingriff am Knie
Nach mittlerweile 6 Operationen an meinem Knie, bei dem mehrfach Kreuzbänder gewechselt und Menisken genäht wurden, war es mal wieder soweit. Die 7. und bis jetzt letzte OP am Knie führte zu einer Entfernung vom Großteil des Innenmeniskus. Ich war mittlerweile schon völlig entspannt bei solchen Operationen und vertraute Dr. Jungmann voll und ganz. Als ich in mein Zimmer im Mathilden-Krankenhaus in Herford kam, sollte ich mich in Ruhe umziehen und mein Knie rasieren. Als ich gerade das OP-Hemd an hatte, stürzten 2 Schwestern rein und sagten, dass ich in 5 Minuten im OP sein müsse und sie mich jetzt schnell fertig machen müssten. Die eine Schwester packte meine Sachen an die Seite, die andere rasierte mein Knie in einer Schnelligkeit wie Schumacher im Ferrari, aber mit einer Sanftheit wie ein Holzfäller bei einer 1000 jährigen Eiche.
Ich wurde zum Fahrstuhl gefahren, verabschiedete mich auf dem Weg noch kurz von meiner damaligen Freundin (der ollen Hobelschlunze) und fuhr runter in den OP. Ich war immer noch die Ruhe selbst, aber was dann kam konnte ich absolut nicht erwarten. Die Fahrstuhltüren gingen auf und ich sah aus meinem Bett heraus einen riesigen Berg von blauen Müllsäcken. Ich dachte erst, wir wären in einer falschen Etage. Aber als eine der Schwestern sagte „Och nö, die haben schon wieder alles zugestellt hier“ wusste ich, dass wir schon irgendwie richtig waren. Was dann folgte, war eines der größten Tetris-Spiele, die ich jemals gesehen habe. Die Wagen mit den Müllsäcken wurden nach links geschoben, 2 weitere Patienten in ihren Betten mussten noch auf eine andere Seite, bis ich dann den Fahrstuhl verlassen konnte. Kurz wurde ich an der Seite geparkt, einer der Patienten wurde in den OP geschoben, ich wieder auf die andere Seite und der verbliebene Patient da hin, wo ich vorher war. Kurzum: So ein Chaos würde jeden Patienten, der noch nie operiert wurde, völlig aus der Bahn werfen. Zu guter letzt hat dann die Anästhesistin auch noch 3 Versuche gebraucht, um mir einen Zugang zu legen. Damals war ich ziemlich irritiert und dann auch angespannt. Heute weiß ich aber, dass es noch deutlich schlimmer geht.
Südstadt-Krankenhaus Rostock
Hier begann das ganze Chaos, wie ich es schon in einem vorherigen Post beschrieben habe. Nachträglich betrachtet hätten die Ärzte hier einen Neurologen hinzuziehen sollen, der vermutlich noch andere Untersuchungen gemacht hätte die unter Umständen die Diagnose eher hervorgebracht hätten. Natürlich waren meine Symptome ziemlich irreführend und es war deshalb schwer, eine Diagnose zu stellen. Allerdings war die „Schmerztherapie“ mit ein bisschen Diclofenac einfach nur abgrundtief lächerlich, zumal ich es kaum auf den Flur raus geschafft habe. Ich habe mehrfach nach Schmerzmitteln gefragt, aber wirklich effektive habe ich während der Woche Aufenthalt dort nicht bekommen.
Die Kommunikation erfolgte ausschließlich über angehende Assistenzärzte und einen einzigen ausgebildeten Assistenzarzt. Erst, als ich mich verlegen lassen wollte, kam ein Oberarzt ins Spiel, der jedoch nur fragte „Was sollen wir denn noch machen?“. Meine Antwort hätte lauten müssen: weitere Untersuchungen, die eigentlich vorher auch zugesagt wurden (z. B. den Herz-Check).
Abschließend zu diesem Krankenhaus habe ich nur noch einen Tipp: Lasst eure Assistenzärzte bitte das Legen eines Zugangs vorher üben, bevor ihr sie auf Patienten loslasst. Wenn man mehr als 5 Versuche braucht, um einen Zugang zu legen, ist das wirklich mehr als lächerlich. Vor allem dann, wenn die Arzthelferin bei meinem Hausarzt seit 20 Jahren IMMER nur einen Versuch benötigt.
Universitätsklinikum Münster
Von meiner ersten Untersuchung über die OP bis hin zur Nachuntersuchung fühlte ich mich in diesem Krankenhaus stets gut aufgehoben. Mir wurde jeder Schritt ausführlich erklärt und die Ärztinnen waren dort kompetent und freundlich. Ich wurde auf Herz und Nieren getestet, es wurde lieber noch eine Untersuchung mehr gemacht bevor eine OP in Betracht gezogen wurde. Zwar gab es oft sehr lange Wartezeiten, aber in einem so großen Krankenhaus kann immer ein Notfall rein kommen, der die Untersuchungen verschiebt. Das bin ich tatsächlich auch von allen anderen Ärzten gewohnt, denn mehrere Stunden warten muss man einfach in Kauf nehmen, wenn man von Spezialisten behandelt wird.
Was ich allerdings an diesem so modernen Krankenhaus komisch fand (schließlich fahren dort Roboter herum und bringen Essen, Wäsche und Medikamente an ihr Ziel), ist die Terminorganisierung. Man konnte einen Folgetermin nicht am Tresen bei den Schwestern vereinbaren, sondern erhielt per Post (ernsthaft, mit nem Brief!) einige Tage später den Termin zugeschickt. Das ein Termin nicht sofort eingestellt werden kann, könnte ich ja noch verstehen. Aber warum muss ein Brief getippt werden? Warum kein Anruf, keine E-Mail? Wir sind doch nicht im Mittelalter!
Ich hoffe, dass euch meine Erfahrungen keine Angst gemacht haben. Ich habe hier schon Extremfälle aufgezählt, die bei Operationen im Normalfall so nicht auftreten. Ihr habt auch etwas ähnliches erlebt? Erzählt mir gerne in den Kommentaren davon!
Hinweis in eigener Sache: Die hier erzählten Erfahrungen mit Ärzten und Krankenhäusern spiegeln meine eigenen, subjektiven Erfahrungen wider. Ich bitte darum, dass ihr euch eure eigene Meinung zu Personen/Krankenhäusern bildet.