Zu den vielen Symptomen und Einschränken mit einer Chiari Malformation und/oder einer Syringomyelie zählen auch Konzentrationsstörungen. Allgemein spricht man von einer Konzentrationsstörung, wenn man die Fähigkeit verliert (ob teilweise oder ganz), seine Gedanken auf eine Tätigkeit zu richten und – vor allem – auf diese Tätigkeit gerichtet zu halten. Es fällt dann schwer, Nebengeräusche oder Störeffekte wie andere Gedanken auszublenden.
Was bedeutet das konkret?
Wenn ich mir zum Beispiel vornehme, dass ich jetzt ein Buch lesen will, müsste ich mich auf die Seiten im Buch konzentrieren. Nur dann kann ich Wort für Wort lesen und auch verstehen. Wenn ich aber noch ein Störgeräusch irgendwo habe – Zum Beispiel Schmerz – dann kann ich dieses nicht ausblenden und meine Gedanken landen immer wieder bei dem Schmerz. Ich lese dann vielleicht einen Satz und habe aber nicht begriffen, was dieser Satz bedeutet. Vielleicht muss ich ihn nur ein weiteres Mal lesen. Aber meistens bringt es dann eigentlich gar nichts, diesen Satz noch einmal zu lesen, da ich ihn auch dann nicht verstehen werde.
Das ist natürlich ein Extrembeispiel. Meistens ist bei mir eine Konzentrationsstörung eher so ausgeprägt, dass ich mich nicht ausdauernd mit einer Tätigkeit beschäftigen kann. Ich kann zum Beispiel nicht 2 Stunden lang ein Buch lesen. Irgendwann reißt die Konzentration ab und das vorher genannte „Phänomen“ tritt auf. Der Zeitraum, in dem ich mich konzentrieren kann, variiert dabei sehr stark. Es können wenige Minuten sein oder aber auch mehrere Stunden. Das ist tagesformabhängig und leider nicht vorhersehbar.
Probleme im Alltag
Diese Konzentrationsstörungen machen mir im Alltag oft Probleme. Nehmen wir zum Beispiel diesen Blog-Beitrag: Gestern kam mir der Gedanke dazu. Ich dachte kurz über das Thema nach und setzte mich an dem PC, um mit dem Schreiben anzufangen. Ich erstellte den Beitrag im Entwurf-Modus, wählte den Titel aus und saß vor einem „weißen Blatt“, bereit loszulegen. Plötzlich war alles weg. Ich saß vor dem Bildschirm und wusste nicht mehr, was ich schreiben sollte. Ich konnte die Gedanken irgendwie nicht mehr greifen. Mir dröhnte der Kopf und mir wurde ziemlich schnell klar, dass es für heute eben bei der Überschrift bleiben wird.
Gedanken kreisen lassen
Mir hilft es oft, meine Gedanken dann einfach kreisen zu lassen. Ich lege mich hin, schalte vielleicht den Fernseher ein oder bleibe einfach nur liegen. Meine Gedanken können dann so oft wechseln wie sie wollen. Ich versuche sie dann nicht zwangsweise in irgendeine Richtung zu lenken. Das hat ja schließlich schon zu dieser „Pause“ geführt. Wenn ich in solchen Phasen angesprochen werde, kann ich antworten. Ich kann auch aufstehen und etwas tun, wenn ich darum gebeten werde. Aber es sind eben immer kleine Dinge. Kurze Tätigkeiten. Die kosten zwar viel (mentale) Kraft, aber es ist möglich. Um mich aber wieder länger auf etwas konzentrieren zu können, braucht es eine längere Pause. Wenn möglich auch ohne Unterbrechungen. Schlafen ist da auch immer eine gute Idee (wenn man es denn kann): Wie lange diese Pausen sind und wie lang die nächste Phase wird, in der ich mich konzentrieren kann, kann ich vorher nie sagen.
Es macht etwas aus, was ich mit meinen Gedanken mache
Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich mich auf etwas konzentrieren muss, das ich gerne mache, oder ob es (in meinen Augen) langweiliger Bullshit ist. Ich habe das (nicht wissenschaftlich verifizierte) Gefühl, dass ich mich länger auf das konzentrieren kann, was mir Spaß macht.
Ein wenig greifbares Symptom
Konzentrationsstörungen sind für Ärzte oft schwer zu greifen. Das liegt auch oft daran, dass man in einem Gespräch mit dem Arzt fokussiert ist. Man kann im Wartezimmer seine Gedanken frei schweifen lassen, erholt sich quasi schon vor dem Gespräch. Im Arztzimmer dann geht es um seine eigene Gesundheit. Außerdem dauern die Gespräche oft nur wenige Minuten. Da fällt es schwer, die Schwere der Konzentrationsstörungen genau zu erkennen. Am Ende ist es dann nicht selten so, dass die Konzentrationsstörungen eigentlich gar nicht diagnostiziert werden und für die Behandlung irrelevant sind.
Chiari Malformation als Ursache für Konzentrationsstörungen
In diversen Studien bzw. Doktorarbeiten zu dieser Erkrankung wird immer wieder das Symptom „Konzentrationsstörung“ erwähnt. Eine genaue Ursache hierfür wird aber nirgends erläutert. Die Ursachen können aber auch vielfältig sein: Andauernder Schmerz, Erschöpfung/Fatigue, Depressionen, Medikamente.
Ich vermute auch, dass die Liquorzirkulationsstörung etwas damit zu tun hat. Wenn Druck nicht schnell genug abgebaut werden kann oder die Strukturen im Schädel nicht flexibel genug sind um Platz zu schaffen, dann staut sich das Liquor an und erhöht so den Druck auf das umliegende Gewebe. Das ist aber bisher keine von einem Arzt bestätigte Theorie.