Ich habe in einem früheren Artikel bereits über meinen Ersten Rollstuhl berichtet. Heute ist ein Testbericht des restkraftverstärkendem Antriebs „e-motion Duodrive M25“ der Fa. Alber dran. Ich möchte an dieser Stelle aber explizit darauf hinweisen, dass das erzählte nur meinen Erfahrungen entspricht und nicht komplett übertragbar ist. Ihr wisst ja, rechtlich sicher bleiben, wenn man Kritik äußert. Schließlich ist nur positives Feedback erwünscht.
Funktion der Antriebsräder
Grundsätzlich bin ich mit den Antriebsrädern zufrieden. Sie tun, was sie sollen. Bei mir wurde eine Luftbereifung anstelle der Vollgummireifen montiert, was wohl nicht so einfach war. Der Techniker musste wohl den Gummireifen herunterschneiden, um die anderen zu montieren. Bei den Antriebsrädern lässt sich die Sensitivität der Sensoren unterschiedlich einstellen, was insbesondere bei meiner spastischen Parese hilfreich ist. Das Fahren auf Gehwegen ist durch das seitliche Gefälle genauso doof wie mit manuellen Rädern, dafür wäre ein Antrieb zum Vorspannen besser. Mit der Fernbedienung lässt sich der Antrieb in einen „Cruise mode“ bringen, wodurch beide Antriebsräder seitengleich angetrieben werden und man somit einen vollelektrischen Rollstuhl hat (bei natürlich geringerer Akkuleistung). Über einfaches Drücken eines Tasters lässt sich der Antrieb im Sinne einer Sicherheitsabschaltung sofort stoppen. Grundsätzlich kann in kleinschrittigen Stufen eine Geschwindigkeit eingestellt werden, wobei diese jedoch bei max. 6 km/h gedeckelt ist.
App des Herstellers
Die Firma Alber hat zusätzlich zur Steuerung über die Fernbedienung auch eine App entwickelt, in der ich noch mehr Möglichkeiten habe. Ich kann 4 unterschiedliche Fahrprofile einstellen und dadurch Die Unterstützungsleistung anpassen. Zusätzlich kann ich für unverschämte 299 Euro ein „Mobility Plus Package“ dazubuchen, wodurch ich folgende Vorteile erhalte:
- Geschwindigkeitserhöhung auf 8,5 km/h (von 6 km/h)
- Freischaltung des Cruise Modes (was ich ja über die Fernbedienung eh schon habe – die wird aber über die Krankenkasse bezahlt)
- Remote-Zugriff – Ich kann dann den Rollstuhl aus der Ferne einschalten und auch fahren lassen
- Lernmodus für die Unterstützungsleistung, wodurch ein ganz individuelles Profil für den Nutzer erstellt wird
An dieser Stelle wird dann auch die Abzocke unseres Krankensystems deutlich: Alle Zusatzleistungen wären eine Erleichterung jedes Nutzers des Antriebs. Eine zusätzliche App-Leistung wird aber nicht durch eine Krankenkasse übernommen, da es ja „nicht notwendig“ wäre. Die Firma Alber weiß das und hat deshalb solche Funktionen, welche die Krankenkassen als nicht notwendig ansehen, als optionale Leistung hinzugefügt. Dadurch bleibt der Grundantrieb preislich konkurrenzfähig und man kann den Kunden trotzdem noch ein „Update“ anbieten. Oder eben abzocken.
Ladevorgang der Räder
Das Laden erfolgt über ein separates Ladegerät, welches über Magnetkontakte direkt auf die Taster der Räder gesteckt wird. Der Ladevorgang der Räder kann dabei schon bis zu 6 Stunden dauern. Theoretisch darf man die Räder auch nicht unter 0 Grad laden. Teilweise spinnt der Antrieb aber auch schon bei +2 Grad, sodass das keine verlässliche Angabe ist. In meinem Fall ist das äußerst ungünstig, da ich den Antrieb überwiegend draußen nutze und die Räder im Schuppen ohne Heizung lade. So muss ich (bzw. Theresa) die Räder immer extra in die Wohnung tragen, damit sie geladen werden können.
Reichweite
Der Akku soll laut Herstellerangaben eine Reichweite von bis zu 25 km ermöglichen. Das kann allerdings nur bei 20 Grad, keiner im Rollstuhl sitzenden Person und Bergab klappen. Zusätzlich hängt das natürlich auch stark vom Nutzungsprofil und der stärke der Unterstützung ab. Ich bin in der Praxis meist höchstens 10km weit gekommen, nutze dann aber meist auch die höchste Unterstützungsstufe. Es muss einem halt klar sein, dass der Antrieb nicht als Ersatz für die Leistung eines Fahrrads zu sehen ist, sondern eher für den Gebrauch im Alltag innerhalb von Gebäuden oder mal einem Spaziergang durch die Stadt.
Service der Firma Alber
Bestellt wurde der Antrieb bereits mit Genehmigung durch die Krankenkasse am 06.05.22. Die Lieferung erfolgte am 02.08.22. Am 19.11.22 war der Antrieb dann schon defekt und gab einen Fehler mit den Greifreifensensoren aus. Mein Sanitätshaus schickte die Antriebsräder umgehend der Fa. Alber zu, da es sich hierbei ja noch um einen Gewährleistungsfall handelte. Nach 15 Wochen Wartezeit drohte ich gegenüber der Fa, Alber (durch mein Sanitätshaus), die Krankenkasse einzuschalten, um entsprechende Rechtsmittel einzulegen. Plötzlich konnte die Reparatur dann sofort durchgeführt werden und die Räder sind keine Woche später beim Sanitätshaus angekommen. Gerade eben wollte der Techniker des Sanitätshauses die Räder bei mir wieder montieren. Er hat sie aus dem vorher ungeöffneten Karton geholt, montiert und ich wollte eine Testfahrt machen. Nach bereits 2 Metern gingen die Räder wieder in einen Fehlermodus. Laut Meldung eine Überhitzung des Antriebs. Allerdings sind es draußen nur 2 Grad, sodass eine Überhitzung aufgrund von Umwelteinflüssen unmöglich ist. Die Fa. Alber sagte dann zum Techniker am Telefon, dass hier wohl ein Defekt der Elektronik vorliegt und man mir nun Ersatzantriebe zuschicken würde. Ich bin echt etwas Baff, dass bei der Firma mehrfach so schlampig gearbeitet wird.
Fazit
Grundsätzlich ist der Antrieb eine schöne Sache, wenn er denn funktioniert. 17 Wochen auf eine Reparatur zu warten, in der man nur noch eingeschränkt mobil sein kann, ist für mich untragbar. Ich kann also die Art des Antriebs empfehlen, nicht aber die Firma Alber mit ihrem Service. Das muss – und sollte – aber jeder selbst beurteilen!