Das Vertrauen in den Arzt

Als Schmerzpatient ist das Vertrauen in seinen Arzt – oder in meinem Fall in meine Ärzte – von großer Bedeutung. Wie ihr bereits in einem vorherigen Beitrag gelesen habt, habe ich mit den Ärzten schon so einiges erlebt und teilweise keine guten Erfahrungen gemacht. 

Ich war wegen der Chiari und der Syringomyelie bei vielen Ärzten und unterschiedlichen Krankenhäusern und Städten. Ich habe viele Gespräche geführt. Bei einigen Ärzten fühlte ich mich zunächst gut aufgehoben und behandelt. Als ich allerdings mehr über meine Erkrankung erfahren habe, hat sich dieses Bild komplett geändert. Natürlich darf ein Arzt mal komplett daneben liegen, aber er darf niemals eine Krankheit als „harmlos“ abtun, wenn sie so umfassend und (auf lange Sicht) gefährlich sein kann, wie eine Syringomyelie. 

Welche Rolle spielt der Ruf eines Arztes oder Krankenhauses?

Jeder, der diesen Blog liest, würde sicherlich nach seinen Ärzten googlen und gucken, ob die nach der Meinung anderer Menschen etwas taugen. Natürlich lässt man sich auch von seinem Umfeld beraten und folgt eher der Meinung von jemandem, der schon einmal gute Erfahrungen mit dem Arzt gemacht hat. Aber es geht eben auch anders: Ein Arzt hat einen hervorragenden Ruf, lehrt auf dem Gebiet der Krankheit und hilft einem trotzdem nicht weiter – weil eben die Symptome seiner Ansicht nach nicht vollständig zu der Krankheit passen und die „Ausfälle“ noch zu gering sind.

Die Empathie des Arztes

In solch einem Fall spielt die Empathie des Arztes eine wesentliche Rolle. Natürlich kann er der Meinung sein, dass eine Operation nicht notwendig ist. Das wäre mir selber auch am liebsten gewesen. Aber mich nach fast 3 Stunden Autofahrt wieder nach Hause zu schicken ohne eine Idee für eine Weiterbehandlung zu haben, grenzt meiner Meinung nach schon fast an Arbeitsverweigerung. Ich wollte in diesem Moment nicht hören, was man alles nicht machen soll, sondern einen Weg aufgezeigt bekommen. Ich wollte schließlich meine Schmerzen loswerden, egal wie schwierig oder lang so ein Weg auch sein mag. Aber ich wollte sicherlich nicht hören, dass eine OP hier nicht notwendig wäre und man sonst „mal gucken“ müsste, was man machen kann. Das war kein Plan, das war keine Empathie gegenüber mir, das war auch nicht fachlich qualifiziert, sondern einfach nur erbärmlich. Natürlich habe ich mich dann gegen eine „Behandlung“ bei diesem Arzt entschieden.

Lieber eine Untersuchung mehr

Anders sah das ganze im Krankenhaus in Münster aus. Die Ärzte unterhielten sich ausführlich mit mir, untersuchten auch grundlegende Dinge lieber mehrfach, bevor eine OP vorgeschlagen wurde. Ich musste mehrmals in das MRT, um eine Diagnose zu bestätigen oder um auszuschließen, dass irgendwo anders noch etwas versteckt ist, was die Schmerzen erklären könnte. Ich wurde nicht wie ein Fließband-Patient behandelt. Man nahm sich Zeit, auch wenn ich dafür länger die Schmerzen ertragen musste. Und mal ehrlich: Wer will schon eine Operation am Schädel? Da lasse ich lieber eine Untersuchung mehr über mich ergehen, als dass Hals über Kopf drauf los geschnippelt wird.

Überzeugendes Auftreten bei völliger Ahnungslosigikeit

„Kann man damit denn leben?“ 

 „Na klar, sehen Sie sich ihren Freund doch an!“

Bei dieser Ärztin hatte ich zunächst ein gutes Gefühl, als ich von ihr behandelt wurde. Sie kümmerte sich, probierte viele Dinge aus. Aber als Ursache meiner Schmerzen kam die Syringomyelie und die Chiari nicht in Frage. Warum? Weil sie es wohl nicht wusste und keine Lust hatte, mit dem Radiologen in der Diagnostik Rücksprache zu halten. Schließlich hatte der alles erkannt.Ein Beispiel, wie sich auch nachträglich noch eine Meinung zu einem Arzt grundlegend ändern kann. 

Die richtige Reaktion, wenn der Arzt nicht weiter weiß

Ich wurde zunächst in Bielefeld behandelt. Dieser Arzt konnte aber eine OP mit intensivmedizinischer Betreuung nicht durchführen, da seine Belegbetten hierfür nicht ausgerüstet waren. Ich bin dann also nach Münster überwiesen worden, um dort operiert zu werden. Anschließend wurde ich wieder in Bielefeld weiter behandelt. Und dann kam der Tag, als mein Arzt nicht mehr weiter wusste und sagte, dass wohl die Tendenz da ist, dass meine Schmerzen bleiben würden. Wir unterhielten uns über das, was ich alles schon versucht hatte. Und er sprach mich auch noch einmal auf den Arzt bei Osnabrück an, der eigentlich Experte für meine Erkrankung ist. Er suchte mit mir zusammen nach einer Lösung, wie ich weiter leben konnte. Anders als die Luftpumpe bei Osnabrück wollte er mir aber helfen. Er sprach über das Beantragen der Rente und dass er einen ausgiebigen Bericht zur Verfügung stellen würde. Er sprach über eine Psychotherapie, falls ich Probleme bekommen sollte, diese Situation zu akzeptieren. Und er wollte mich weiter behandeln, um meine Schmerzen durch Medikamente oder Krankengymnastik unter Kontrolle zu bekommen. Er wurde auch nicht sauer, als ich sagte, ich möchte meine Bilder noch weiteren Ärzten schicken. Er erkundigte sich nach den Ärzten und bekräftigte mich, das auch zu tun. Und er fragte bei späteren Terminen immer nach, ob ich schon eine Rückmeldung hätte. Kurzum: Dieser Arzt hat alles getan, um mir zu helfen, auch wenn er selbst nichts mehr tun konnte.

Die Hoffnung niemals aufgeben

Auch wenn ich einen Arzt in Bielefeld gefunden habe, der meine Beschwerden ernst nimmt und versucht mir auf jede erdenkliche Art und Weise zu helfen, so gebe ich die Hoffnung auf eine Heilung nicht auf. Ich habe mich in den sozialen Netzwerken und in Online-Foren damit auseinander gesetzt und weitere Ärzte gefunden, die qualifiziert sein sollen. Ich habe meine Bilder verschickt und ich werde über 12 Stunden quälende Autofahrt auf mich nehmen, nur um mich weiter untersuchen zu lassen. Ich vertraue meinen derzeitigen Ärzten, aber ich vertraue genauso in die Forschung und Entwicklung von weiteren Heilmethoden und werde immer wieder zu Ärzten fahren, wenn diese neue Ideen haben. 

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