Hobbys: Tipps und Tricks

Wie ihr bereits in einem vergangenen Beitrag lesen konntet, musste ich meine bisherigen Hobbys (Fußball im Stadion, Sport wie z.B. Joggen oder längeres Spazierengehen, Handwerk) nahezu vollständig an den Nagel hängen. Das hält mich aber nicht davon ab, mir neue Hobbys zu suchen. Eine kleine Auswahl an Möglichkeiten habe ich in besagtem Beitrag erläutert. Heute möchte ich euch aber ein paar Tipps gehen, wie man so an neue (oder auch alt) Hobbys herangeht und was einen chronischen Schmerzpatienten helfen kann.

Sich anfangs kleine Projekte suchen

Wer sich ein handwerkliches Hobby gesucht hat, wird sich seine Arbeit vermutlich eh schon in Projekte einteilen. Fangt mit kleinen Dingen an, die in sehr kurzer Zeit beendet werden können. Ich habe zum Beispiel irgendwann angefangen, einen alten Stuhl neu zu lackieren. Sieht vielleicht nicht prickelnd aus, aber hat mich beschäftigt und von meinen Schmerzen abgelenkt. Ich habe den Stuhl erst abgeschliffen und anschließend mit Fensterlack gestrichen. Zum Schluss wurde noch das Sitzpolster neu bezogen. In Summe habe ich dafür vielleicht 2 Stunden gebraucht. Durch die Trocknungszeit hat sich das Projekt allerdings etwas hingezogen.

Kleine Projekte haben am Anfang den Vorteil, dass man schnell ein Erfolgserlebnis hat. Und genau die sind so wichtig! Ich kam mir lange so vor, als könnte ich einfach gar nichts mehr. Ich habe früher ganze Häuser mit meinen Händen gebaut und fühlte mich auf einmal richtig nutzlos. Kleine Projekte haben dafür gesorgt, dass sich dieses Gefühl gebessert hat. 

Und wenn die Projekte größer werden?

Nachdem ich mehrere kleine Reparaturen für Freunde und Verwandte gemacht habe, sehnte ich mich nach größeren Dingen. Ihr müsst dazu wissen, dass ich für mein Leben gerne Dinge baue und mir schon früher immer große Projekte gesucht habe wie z.B. das Tuning am Auto. Wenn ein Projekt größer wird, ist es wichtig, dass man sich selbst nicht unter Druck setzt. Lasst euch Zeit! Wenn ihr für jemand anderen etwas bauen sollt bzw. wollt, nennt kein Fertigstellungsdatum. Ihr könnt es eh nicht einhalten. Ihr werdet euch völlig überschätzen, weil ihr immer noch an eure frühere Leistungsfähigkeit denkt. Aber spätestens nach dem ersten Tag kommen bei euch Schmerzen und ihr verschiebt das Projekt mehrere Tage nach hinten. 

Hört auf euren Körper!

Das ist einer der schwersten Dinge, die man lernen muss. Euer Körper gibt euch fortlaufend Signale. Natürlich wollt ihr die einfach ignorieren, weil ihr so viel Spaß an dem habt, was ihr gerade tut. Aber es hilft euch und euren Freunden und eurer Familie nicht, wenn ihr mehrere Tage in den Seilen hängt, weil ihr es übertrieben habt. Mir gelingt das auch heute noch nicht so ganz. Es gibt immer Tage, an denen ich über das Limit hinaus gehe und mich verausgabe. Manchmal, weil ich einfach fertig werden will und manchmal, weil es mir so viel Spaß macht. Ihr müsst natürlich für euch selbst entscheiden, ob es euch das Wert ist. Aber ich kriege immer ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Freunden und vor allem gegenüber meiner Freundin. Die sieht nämlich nur, wie ich Schmerzen habe und leide. Und wenn man jemanden liebt, kann man das nur schwer ertragen. 

Holt euch Hilfe

Bestimmt wollt ihr alles alleine machen, weil ihr es ja früher auch konntet. Warum soll man sich auch Hilfe holen, nur um irgendwelche Dinge zu tragen, die man auch selber noch heben kann? Ganz einfach: Es gibt euch mehr Zeit. Wenn ihr euch Werkzeug angeben lasst oder jemand anderes die schwer zu erreichende Schraube festdreht, dann könnt ihr euch länger mit dem Projekt beschäftigen. Ich mache leider immer noch den Fehler, dass ich alles selber machen will. Am Ende kostet mich das dann wieder Zeit, die ich eigentlich mit meiner Freundin verbringen und nicht leidend auf dem Sofa liegen wollte. 

Als Handwerker ist es auch ein Problem, wenn man anderen bei der Arbeit zuschauen muss. Quälend wird das Ganze dann, wenn diese Personen eigentlich keine Handwerker sind und die Arbeit vielleicht „falsch“ (oder einfach anders) machen. Lernt damit umzugehen. Gebt den Personen einfach Tipps, wie sie es besser machen können. Sind es Menschen, die sich nichts sagen lassen wollen, solltet ihr diese aber nicht für eure Projekte einsetzen. Ich spreche da aus Erfahrung. Das ist wirklich nicht gut für euren Blutdruck.

Mit Fehlern leben lernen

Schmerzen sorgen dafür, dass ihr Fehler macht. Ihr seid unkonzentriert, weil es sticht und brennt. Ihr wollt aber gerade den Schritt noch zu Ende machen. Ihr verbohrt euch, habt bei der Planung etwas vergessen oder nicht das nötige Fingerspitzengefühl beim Schleifen oder Streichen gezeigt. Ihr könntet es natürlich alles nochmal machen. Manchmal muss das auch sein. Aber irgendwann werdet ihr gefrustet sein, weil ihr diese Fehler vor eurer Erkrankung nicht gemacht habt. Für euch ist aber das Erfolgserlebnis wichtiger als das perfekte Ergebnis. Lebt mit den Makeln! Seid euch bewusst, dass ihr krank seid und trotzdem dieses Projekt fertiggestellt habt. 

Signal zum Aufhören

Im letzten Absatz habe ich darüber geschrieben, was passiert, wenn ihr unkonzentriert werdet, weil der Schmerz stärker wird. Wenn ihr Fehler macht. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, um mit dem Projekt für heute aufzuhören um neue Kraft zu tanken. Ich habe mich mal 3 Mal hintereinander verbohrt, was nicht nur ärgerlich war, sondern auch noch teuer. Ich wollte aber nicht aufhören, weil ich das noch unbedingt fertig kriegen wollte. Aber das war ein Fehler. Es wird nicht besser, wenn ihr mit den starken Schmerzen weiter macht, die euch nur noch von der eigentlichen Arbeit ablenken. Eure chronischen Schmerzen sind eben völlig anders als ein Schnitt im Finger.

Das richtige Projekt?

Es gibt kein falsches Projekt. Wer die vorherigen Dinge beachtet, kann immer noch ganze Häuser bauen. Vielleicht nicht in einem Jahr. Ihr werdet vielleicht nur jeden zweiten Tag für 2 Stunden etwas tun können. Aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Es geht hierbei nicht primär darum, etwas schnell fertig zu kriegen. Wenn das euer Ziel ist, sucht euch andere Handwerker und geht weit weg, wenn die am Arbeiten sind. Es geht darum, dass ihr mit euch selbst im Reinen sein könnt und stolz auf das, was ihr mit eurem krüppeligen Körper erreicht habt. Es wird genug Menschen geben, die nicht einmal im gesunden Zustand nen Nagel gerade in die Wand bekommen. 

Schlechtes Gewissen?

Ich habe am Anfang oft ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich handwerkliche Arbeit erledigt habe, obwohl ich nicht mehr im Büro sitzen kann. Ist das nicht irgendwo unfair gegenüber seinem Arbeitgeber? Nein. Ihr habt bei eurem Arbeitgeber eine vertraglich geschuldete Leistung zu erbringen, die meist so um die 40 Stunden in der Woche entspricht. Diese Arbeit könnt ihr nun mal nicht mehr erbringen, weil ihr nur noch wenige Stunden am Stück arbeiten könnt. Ihr könntet anbieten, nur noch diese wenigen Stunden zu arbeiten. Einige Arbeitgeber werden das auch annehmen. Aber in meinem Fall, in dem ich nur 2 Stunden sitzen kann, hilft das keinem Arbeitgeber weiter. Durch meine Hobbys verschlechtert sich aber auch die Krankheit an sich nicht. Ich werde temporär noch mehr an ein Bett gefesselt, weil ich die Schmerzen nach der Arbeit habe. Aber einige Tage später geht es mir wieder besser. 

Fazit

Krank zu sein heißt nicht, dass man nichts mehr machen kann. Es ist alles eine Frage der Organisation von Hilfe, dem Zeitmanagement und vor allem dem Herausnehmen des (Zeit-)Drucks. Viel Erfolg bei euren eigenen Projekten! 

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