Der Weg zu meiner Diagnose – Teil 1

Der Weg zur Diagnose meiner Krankheit war kein schneller Weg. Ich war in der Nähe von Rostock um mit meiner Freundin 2 Wochen Urlaub zu machen. Ich bin mit leichten Rückenschmerzen losgefahren, die, so redete ich mir ein, schon verschwinden würden. Nach 3 Tagen Bewegung am Meer wurden die Schmerzen immer schlimmer. Nach dem Wochenende kamen auch noch Schüttelfrost, Fieber und Gliederschmerzen am gesamten Körper hinzu, sodass ich dann leider zu einem dortigen Arzt gehen musste. Wir sind in unserem Urlaubsort immer zu Fuß gegangen, weil einerseits das Wetter schön war und ich andererseits einfach der Meinung war, dass die Bewegung mir schon gut tun wird. Schließlich ist das genau die Einstellung, die man nach einem Bandscheibenvorfall entwickelt haben sollte.

Beim Arzt angekommen, war ich schon fix und fertig. Zum Glück musste ich nicht lange warten. Der Allgemeinmediziner meinte dann zu mir,  dass die Symptome mit Fieber etc. und den Rückenschmerzen auf eine Entzündung der Wirbelsäule hinweisen. Er hat mir dann dringend dazu geraten, in ein Krankenhaus zu fahren, da er selbst dagegen nichts machen könnte. Das war natürlich erstmal ein Schock: Ich war schließlich im Urlaub! Die Schmerzen waren allerdings ziemlich heftig, sodass ich dann nach einer Empfehlung fragte, in welches Krankenhaus ich dann solle.
 
Im Südstadt-Klinikum in Rostock angekommen, konnte ich kaum noch sitzen. Ich hatte höllische Schmerzen. Glücklicherweise konnte ich mich in der Notaufnahme hinlegen und auf einen Arzt warten. Mein Glück war, dass ich in einem Raum saß, wo irgendwelche Studenten bzw. angehende Assistenzärzte an einem PC saßen, und fleißig irgendwelche Arbeiten erledigten. Als ich dann anfing wie verrückt zu zittern und mit den Zähnen zu klappern, wurden die Herren und Damen ziemlich schnell – auf einmal hatte ich 4 angehende Ärzte, 2 Assistenzärzte und 2 Oberärzte um mich herum. Warum auf einmal so viele von denen Zeit hatten, ist mir im Nachhinein ein Rätsel. Aber meine Zufriedenheit mit diesem Krankenhaus hält sich eh in Grenzen – dazu später mehr.
 
Nach 12 Versuchen einen Zugang zu legen (Ja, wirklich… sogar mit Ultraschall!) konnte mir endlich eine Kochsalzlösung gegeben werden. Man beurteilte meine Lage und entschied dann, dass man doch ein MRT mit Kontrastmittel von meiner Lendenwirbelsäule machen wolle, da der vor damals einem Jahr operierte Bandscheibenvorfall eventuell für die Probleme verantwortlich sein könnte. Glücklicherweise konnte das MRT zeitnah gemacht werden. Ergebnis? Nichts. Die Ärzte waren allesamt der Meinung, dass an meinen Bandscheiben und Wirbeln alles soweit „unauffällig“ wäre. Dass hier trotzdem massive degenerative Veränderungen vorliegen, sollte ich erst später in einem anderen Krankenhaus erfahren.
 
Nach der stationären Aufnahme suchte man in meinem Blut weiter nach Antworten, da hier die Entzündungswerte relativ hoch waren. Man vermutete eine Entzündung, weshalb erstmal Breitband-Antibiotika verabreicht wurde. In den kommenden Tagen wurde ein EKG gemacht, ein Ultraschall meiner Organe, weitere Blutabnahmen und diffuse Aussagen bezüglich der Vermutungen. Ich fühlte mich nach einer Woche ziemlich unwohl, weshalb ich beschloss, mich in meine Heimat überführen zu lassen.
 

Zuhause angekommen, suchte ich meine Hausärztin auf. Sie gab offen zu, dass sie mir in keinster Weise helfen könne, aber es aufgrund der Geschichte schon eine dringende Angelegenheit wäre. Ich suchte dann die Ambulanz im ev. Klinikum Bethel in der Nachbarstadt Bielefeld auf, da ich Aufgrund meiner ersten beiden Kreuzbandrisse keine guten Erfahrungen mit den ansässigen Krankenhäusern in Gütersloh gemacht habe. Dort angekommen, durfte ich dann erstmal 4 Stunden in der Ambulanz verbringen, bis ein Assistenzarzt sich Bericht und Bilder aus Rostock angesehen hat. Anstatt meine Beschwerden ernst zu nehmen, wurde ich jedoch mit der Aussage „Auf den Bildern ist nichts zu erkennen, was die Schmerzen verursachen könnte“ und ein paar leichten Schmerzmitteln nach Hause geschickt. Ich war also wieder bei 0. Mit meiner Hausärztin besprach ich dann einerseits eine weitere Krankschreibung sowie die Überweisung an einen Wirbelsäulenspezialisten in Bielefeld, bei dem mein Vater bereits gute Erfahrungen gesammelt hat und welcher in dieser Region einen exzellenten Ruf genießt. Wie es leider so ist, musste ich auf den Termin wieder eine Weile warten und sollte mich in der Zwischenzeit Zuhause ausruhen bzw. mich so viel Bewegen, wie es die Schmerzen zuließen. Leider sollte das nicht so ganz klappen.

In einer Nacht einige Tage später wurde mir plötzlich schwindelig. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten ist, musste mich im Liegen sogar am Bett festhalten. Mein Körper hat bei jeder Drehung und Bewegung gestreikt. Meine Freundin fuhr mich umgehend zu meiner Hausärztin. Ich hielt es für ratsam, zuerst dort hinzufahren, weil Schwindel ja nicht zwingend eine schlimme Sache ist und ich keinen Platz in einer Ambulanz belegen möchte, wenn es nicht dringend empfohlen wird. Dort angekommen, wurde meiner Ärztin schnell klar, dass es keinen Sinn hat, einen weiteren Krankenhausaufenthalt lange heraus zu zögern. Sie wies mich dann in das St. Elisabeth Hospital in Gütersloh ein, da dieses Krankenhaus eine Neurologie hatte und sie vermutete, dass meine Beschwerden etwas mit den Nerven zu tun hätten.

Im Gütersloher Krankenhaus fühlte ich mich gut aufgehoben – wenn ich einmal die Situation in einem Vierbettzimmer außen vor lasse. Sollte ich irgendwann wieder gesund sein, werde ich ernsthaft über eine Zusatzversicherung nachdenken. Furzende, rülpsende und senile alte Patienten, welche das Waschen verlernt haben, sind wirklich kein Genuss. Die Ärzte der Ambulanz untersuchten mich ausgiebig, um einen Schlaganfall auszuschließen. Dabei diagnostizierten sie zunächst einen Lagerungsschwindel, wollten aber zur Sicherheit noch ein Schädel-CT machen. Und DAS war mein Glück. Hier erkannten sie, dass mein Kleinhirn etwas tiefer liegen würde. Das war in sofern problematisch, da die Ärzte mich auf Borreliose testen wollten und dies am einfachsten über eine Lumbalpunktion geht. Die kann man aber nicht machen, wenn das Kleinhirn zu nah an der Wirbelsäule liegt. Deshalb wurde Blut eingeschickt und zur genaueren Bestimmung des Tiefstandes ein MRT vom Schädel bzw. der Halswirbelsäule gemacht. Dieses MRT hat dann die Chiari Malformatrion Typ 1 sowie eine Syrinx im Bereich der ersten beiden Halswirbel gezeigt. Ich wusste damit nichts anzufangen und fragte dann, ob das irgendwelche Auswirkungen hat. Die Ärztin der Neurologie meinte aber, dass ich doch, wie man sehen würde, ganz gut mit sowas leben kann. Die Aussage gefiel mir natürlich gar nicht, weil ich ja immer noch in einem Krankenhausbett lag und auch immer noch bei jedem Schritt und jeder Drehung Schmerzen hatte. Um weitere Zysten in der Wirbelsäule auszuschließen, wurde dann noch ein MRT der gesamten Wirbelsäule gemacht. Abgesehen von Bandscheibenvorwölbungen im Brustwirbelbereich sowie den degenerativen Veränderungen an der bereits operierten Bandscheibe gab es hier aber keine weiteren Erkenntnisse. Auch die Blutprobe hat den Verdacht auf Borreliose widerlegt, sodass ich aus „neurologischer Sicht“ gesund wäre. Man bot mir an, dass mich die Kollegen der Orthopädie weiter behandeln würden, was ich jedoch aufgrund der Kreuzband-Geschichte (hierzu in einem anderen Beitrag später mehr) ablehnte. Außerdem hatte ich am folgenden Werktag den Termin im Wirbelsäulenzentrum, weshalb ich nach einer Woche im Krankenhaus wieder nach Hause konnte.

Eines vorweg: Ärzte sind oft kommunikative Krüppel, wenig einfühlsam, wirken wie Autisten und wirken so, als wollen sie eigentlich lieber bewusstlose Patienten haben. Mein Arzt im Wirbelsäulenzentrum ist auf den ersten Blick genau so einer. Man liest in Bewertungen oft, dass Ärzte nicht einfühlsam genug wären. Ich persönlich habe damit kein Problem. Mir muss nicht gesagt werden, wie tapfer ich doch mit meinem Schmerzen bin. Mir muss auch keiner sagen, dass ich durchhalten muss. Das ist mir alles selbst klar, also kann man sich diese wertvolle Zeit auch sparen, wenn man in der Zeit auch einem Patienten helfen kann. Ich hab also vollstes Verständnis für Ärzte, die sich erstmal in aller Ruhe Bilder und Berichte angucken und dann erst nach 15 Minuten mit einem sprechen.
Mein Arzt im Wirbelsäulenzentrum war dann der Ansicht, dass ich ein ganz großes Problem  mit der Chiari hätte und das die dringlichste Sache in meinem Körper wäre. Ich fiel aus allen Wolken, weil doch die Ärztin in Gütersloh was völlig anderes gesagt hat. Mein Arzt erklärte mir ganz genau, was das Problem hierbei ist und dass er selbst das aufgrund der fehlenden neurochirurgischen Intensivstation und der nicht vorhandenen technischen Ausrüstung nicht operieren könne. Er nannte mir Kliniken in Münster, Osnabrück und Berlin, welche für mich bei solch einer Erkrankung in Frage kommen würden. Er schrieb mich weitere 4 Wochen krank, um mich in einer der Kliniken vorzustellen.

Ab hier begann ein Weg von Arztbesuchen und Untersuchungen, wie ich ihn noch nie gehen musste. Weiter geht’s bald in Teil 2!

 

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