Ein bisschen Normalität

Normalerweise sind wir nur für wenige Tage krank, wenn wir z.B. eine Erkältung oder Ähnliches haben. Manchmal erwischt es uns auch etwas schlimmer und wir müssen uns 2 oder sogar 3 Wochen auskurieren. Hat man dann etwas schlimmeres wie ich z.B. einen Kreuzbandriss, verbringt man je nach Job sogar mehrere Wochen oder sogar ein paar Monate Zuhause. In dieser Zeit kann es oft schwer sein, sich richtig zu beschäftigen. Man hat vielleicht starke Schmerzen bei Bewegung, man darf den Körper nicht so richtig belasten oder man ist einfach nur platt von der Operation oder der Reha. Dabei verliert man oft das Zeitgefühl, weil einfach jeder Tag gleich abläuft: Man steht auf, verabschiedet seine Freundin oder seinen Freund der zur Arbeit fährt, man frühstückt, man versucht sich abzulenken. Aber irgendwann kann man das Hartz-4-TV nicht mehr sehen, man hat keine Lust mehr auf Netflix und man ist einfach nur deprimiert, weil man Zuhause hockt und nichts machen kann. 
 
Man sehnt sich nach Normalität. An das Leben, was früher „normal“ war. Man möchte mit den Freunden feiern gehen, man möchte Abends einfach mal wieder bei jemandem vorbei fahren und was anderes sehen als die eigenen Vier Wände. Ich muss mich dabei oft überwinden, trotz meiner Schmerzen das Haus zu verlassen und mich zu bewegen. Ich habe Tage, an denen bei mir einfach nicht viel geht – Wo jede Bewegung Schmerzen hervorruft, die mich eigentlich dazu drängen, mich flach hinzulegen und nichts zu tun. Natürlich gebe ich diesem Hilferuf meines Körpers auch mal nach. Aber ich weiß mittlerweile, dass es mir hilft, mich zu bewegen und das Haus zu verlassen. Nicht unbedingt körperlich – schließlich habe ich immer noch starke Schmerzen dabei. Aber seine Freunde zu sehen, mit denen zu reden, sich vielleicht auch einfach nur in einer Gruppe still dazuzusetzen – Es hilft, um sich nicht mehr nur krank zu fühlen. Gute Freunde behandeln einen einfach so wie immer. Natürlich werdet ihr immer gefragt, wie es euch geht. Aber nach dem anfänglichen „oh wie scheiße das alles doch ist“ geht das Gespräch garantiert irgendwann zu jemand anderem. Und ihr könnt euch dann auf diese Gespräche konzentrieren. Vielleicht könnt ihr euch auch mit Informationen einbringen, die den anderen noch nicht bekannt sind. Schließlich seid ihr immer noch den Großteil der Zeit Zuhause und könnt Nachrichten anders verfolgen, als jemand, der voll arbeiten geht. Normalität ist in einer schweren Krankheitsphase meiner Meinung nach extrem wichtig. Es hilft einem, nicht Wahnsinnig zu werden. 
 
Wenn es nach mir geht, würde ich mit meiner Freundin auch in den Urlaub fahren. Natürlich kann ich mich da genauso schlecht bewegen, wie ich es Zuhause kann. Aber man sieht einfach etwas anderes. Und was viele auch vergessen: Die Personen in seinem Umfeld leiden oft noch mehr unter einer Krankheit als man selbst. Schließlich können wir Kranken genau einschätzen, was uns hilft und was nicht. Eine andere Person sieht immer nur unser Äußeres. Und irgendwann lernen wir, wie wir unsere Schmerzen nicht sofort zeigen. Passiert es dann doch, sind die Schmerzen meist schon sehr schlimm. Das weiß natürlich auch unser Partner und geht dann in einen Besorgnis-Modus. Für die Menschen in unserem Umfeld ist Urlaub dann eine Art „Normalität“ um aus der kranken Welt auszubrechen. Schließlich sind wir für gewöhnlich im Urlaub gesund, glücklich, froh einfach woanders zu sein. Dieses Gefühl hilft den Menschen um uns herum, nicht ständig an eine Krankheit denken zu müssen. 
 
Nicht zu wissen, wann und ob man wieder gesund wird, kann sehr quälend sein. Wenn jeder Tag gleich aussieht und wir nicht mehr das machen können, was wir jahrelang in unserer Freizeit gemacht haben, fühlt man sich einfach scheiße. Aber ein Abend mit Freunden oder ein Kurzurlaub können helfen, dieses Gefühl der Normalität vergangener Tage zurück zu bringen. Die Krankheit darf nicht gewinnen, erst recht bei einiger chronischen Krankheit!

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