Die ersten Arbeiten (und wie mein Körper darauf reagiert)

Bevor es überhaupt mit dem Ausbau des Transporters zu einem Wohnmobil losgehen kann, muss erstmal alles nicht benötigte raus und die Substanz gesichert werden. Dazu zählen natürlich die Karosserie- und Lackarbeiten, die man bereits von außen sehen kann, aber auch die „versteckten“ Rost-Stellen am Fahrzeugboden, die unter der Bodenplatte zu finden sind. Ich bin ganz ehrlich: Einen alten Sprinter zu kaufen ist nur eine gute Idee, wenn man sich zutraut sehr viel zu entrosten, zu schweißen und zu versiegeln. Ansonsten rostet einem die Karre unterm Arsch weg! Aber ich möchte in diesem Beitrag nicht nur erzählen, wie meine ersten Schritte sind, sondern auch auf welche Probleme ich mit meinem Körper hierbei gestoßen bin.

Schwere Einbauten

Als ich den Transporter gekauft habe, war noch eine Behindertenrampe (welch Ironie!) im Heck montiert. Ich konnte die Schrauben in der Bodenverankerung problemlos lösen und die Rampe (Eigengewicht ca. 30 Kilo) und sie flach auf den Boden legen. Dabei kam mir natürlich die Hebelwirkung zu Gute, sodass ich die 30 Kilo zu keinem Zeitpunkt voll halten musste. Aber aus dem Auto raus bekommen? Keine Chance. Ich hatte jetzt Glück, dass jemand die Rampe über Kleinanzeigen kaufen wollte und musste deswegen einfach nur ein paar Tage warten, bis jemand sie mir rausgehoben hat. Da der Sprinter groß genug war, konnte ich auch erst an anderen Stellen weiter arbeiten.

Die Innenverkleidung

Die Innenverkleidung war tatsächlich kein Problem, da diese nur aus einer Art Pappe besteht die einerseits sehr leicht ist und andererseits einfach befestigt war. Ich konnte alles alleine rausnehmen und konnte dann (zumindest im oberen Bereich) auf das Blech gucken. Hier sieht es wirklich gut aus, kein Rost, keine Beschädigungen. 

Festgerostete Schrauben

Ich muss zugeben, dass ich mir die ersten Schritte leichter vorgestellt habe. Ich dachte ich löse ein paar Schrauben., setze die Brechstange an und zack ist der Boden raus. Allerdings wurde der Transporter früher mit 9 Sitzplätzen benutzt, also waren im Boden noch Verankerungen für die Sitze und Befestigungsschienen für die Ladung montiert. Von oben sahen die Schrauben größtenteils noch gut aus. Aber als ich versuchte meine Knarre anzusetzen um die Schrauben zu lösen, hätte ich direkt kotzen können. Ich hab von 30 Schrauben vielleicht 6 lösen können, der Rest bewegte sich kein Stück. Dabei waren es keine kleinen Pilleschrauben, sondern M8er Inbus und M12er Sechskant. Ich hatte dann mehrere Möglichkeiten, wie ich die Schrauben lösen konnte:

  • Kriechöl bzw. Rostlöser: Muss über Nacht einwirken und soll den Rost dann lösen. Hat leider bei nur 2 Schrauben funktioniert. Eventuell wurden die Schrauben mit einer Art Kleber gesichert, das konnte ich hinterher nicht mehr erkennen.
  • Erhitzen: Ich habe es versucht mit einem Heißluftfön auf 650 Grad zu erhitzen. Dadurch dehnt sich das Material der Schraube aus und sollte eigentlich dafür sorgen, dass eine festgerostete Verbindung bricht und man die Schraube dann lösen kann. Hat gar nicht funktioniert. Ich hätte vermutlich einen Gasbrenner nehmen müssen, allerdings stand mir der nicht zu Verfügung (auch Corona-bedingt).
  •  Schläge auf den Schraubenkopf: Das musste natürlich mit den beiden vorherigen Maßnahmen kombiniert werden. Auch hierbei war die Hoffnung, dass sich die Schrauben durch die Erschütterung lösen. 
  • Hebelverlängerung. Eine Knarre hat nur einen relativ kurzen Hebel, mit dem man nur wenig Kraft übertragen kann. Man muss also selbst Kräftig genug sein. Das bin ich aber schon lange nicht mehr. Ich hatte aber von früher noch eine Ausziehbare Stange zum Reifenwechseln bei meinem PKW. Dadurch konnte ich den Hebel auf bis zu 50cm erhöhen und 3 weitere Schrauben lösen. 
  • Aufbohren. Die letzte (und weniger gewollte) Lösung. Am Ende musste ich leider fast jede Schraube aufbohren, sodass der Schraubenkopf abzudrehen war (Bei Sechskantschrauben). Beim Ausbohren musste ich eigentlich ’nur‘ Druck von oben ausüben und der Bohrer macht den Rest. Aber auch das war unheimlich anstrengend und ich konnte nur wenige Schrauben pro Tag ausbohren. Die Akku-Ladepausen des Schraubers konnte ich so meist gut nutzen, um mich auszuruhen.

Der Fahrzeugboden

Nach einigen Tagen waren dann aber alle Schrauben und die Führungsschienen raus, sodass von Innen nur noch der Boden zu entfernen war. Und hier kam ich dann endgültig an meine Grenzen. 

Der Boden bestand aus einer Art Multiplex-Platte, der mit PVC überzogen war. Den PVC-Belag konnte ich mit einem Spachtel an einer Seite lösen und konnte dann mein Körpergewicht als Hebel einsetzen und an dem Stück ziehen. So ging er relativ leicht raus, war aber trotzdem recht anstrengend. Die Bodenplatte selbst war auf den Metallboden vom Fahrzeug aufgeklebt. Ich musste mit 2 Brecheisen versuchen die Platte herauszubrechen, was mir Körperlich alles abverlangte. Hier braucht man deutlich mehr Kraft als bei allen Tätigkeiten zuvor, weshalb ich auch nach 30 Minuten Hebeln und Brechen den Tag beenden musste. Der Abriss der Bodenplatte stellt für meinen Körper die größte Herausforderung dar, bei der ich leider auch nur wenig Tricks anwenden kann, um die Arbeit zu erleichtern. 

Die Karosserie

Wie bereits erwähnt, hat der Sprinter viel Rost am Blechkleid. Zum Glück sind die tragenden Teile aber Rostfrei, sodass ich hier keine Bedenken mit dem TÜV haben muss. 

Ich habe die Plastikleisten rund um das Auto entfernt (sind nur geklickt, ließ sich sehr leicht abziehen) und die Roststellen mit dem Winkelschleifer abgeschliffen, bis nur noch das blanke Blech zu sehen war. An einigen Stellen gibt es kleine Löcher, die geschweißt werden müssen. Der Rest konnte mit einem Rostumwandler grundiert werden, sodass hier eigentlich kein Rost mehr entstehen sollte. Sobald ich alle anderen Stellen auch soweit habe, wird alles unterhalb der Leiste mit einem bituminösen Unterbodenschutz versehen und anschließend Lackiert. Die Leisten werde ich mit deiner Dichtmasse aufkleben, damit hier wirklich gar kein Wasser mehr rein kommt. 

Zusätzlich hat der Transporter leider noch einige Streifschäden, wo das Blech eingedellt ist. Das werde ich entbeulen und anschließend spachteln und lackieren. Hinzu kommt, dass insbesondere die Seiten- und Hecktüren massiv durchgerostet sind. Da reicht auch kein einfaches schleifen mehr. Ich habe große Reparaturbleche zum einschweißen bestellt, um die Front der Tür großflächig ersetzen zu können. Das ist grundsätzlich um ein Vielfaches günstiger, als hier in der Umgebung gebrauchte Türen eines Sprinters zu kaufen. 

Der Zeitaufwand

Wie ihr jetzt vielleicht erahnen könnt, habe ich mir mit diesem Projekt sehr viel Arbeit beschafft. aber genau das wollte ich ja auch! Ich möchte über Monate hinweg (oder vielleicht auch länger) etwas zu tun haben. Ich habe bisher zwischen 1 und 2 Stunden am Tag arbeiten können, bis mein Körper mir gesagt hat, dass es reicht. Ich muss dazu sagen, dass ich bis zur Bodenplatte eine gute Phase hatte, in der ich mehr machen konnte. Aber das Brechen und Hebeln merke ich schon extrem. Einerseits sicherlich durch die fehlende Muskulatur, aber auch einfach aufgrund der Schwere der Arbeit. In Summe habe ich jetzt 16 Stunden an dem Projekt gearbeitet, verteilt auf viele Tage. 

Die nächsten Schritte

Priorität hat im Moment die Entrostung und Instandsetzung der äußeren Hülle. Hier werde ich noch mehrere Wochen für brauchen, da ich mir hier Unterstützung beim Schweißen holen muss. Das habe ich tatsächlich vorher noch nie gemacht und möchte mir das dementsprechend erst einmal von jemandem zeigen lassen, bevor ich mich an kompliziertere Arbeiten mache. Anschließend wird der Transporter grundiert und lackiert. Gleichzeitig muss der Innenraum (insbesondere der Boden) entrostet und versiegelt werden, damit hier in den nächsten Jahren nichts passiert. Danach ist der Einbau von Dachfenstern und die Durchführung von Kabeln für die Solaranlage geplant, Bevor es an die Dämmung und Verkleidung des Dachs geht. Andere würden diese Schritte vermutlich in wenigen Tagen abhaken können, aber ich werde wohl mindestens 2 Monate für alles brauchen. Aber das ist auch nicht schlimm, denn mit dieser Arbeit habe ich endlich etwas gefunden, was mich lange beschäftigt und mir eine innerliche Ruhe und Zufriedenheit gibt. 

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